„Your Brain’s Not Broken“: ADHS bei Jugendlichen verstehen und Selbstwirksamkeit stärken

Einleitung

ADHS wird häufig als Defizit oder Problem verstanden – für Jugendliche ist dies belastend, da sie ständig mit Vergleichen und Erwartungen konfrontiert werden. Tamara Roses Buch „Your Brain’s Not Broken: Strategies for Navigating Your ADHD“ vermittelt eine positive, neurobiologisch fundierte Perspektive: ADHS ist nicht kaputt, sondern anders funktionierend. Das Buch richtet sich sowohl an Jugendliche selbst als auch an Eltern und Fachkräfte, die sie unterstützen möchten.


Zentrale Themen des Buches

  1. ADHS als andere Funktionsweise des Gehirns
    Rose betont, dass ADHS nicht bedeutet, „kaputt“ oder weniger intelligent zu sein. Vielmehr ist das Gehirn anders verdrahtet – mit Besonderheiten in Aufmerksamkeit, Motivation, Impulssteuerung und emotionaler Regulation. Diese Perspektive entlastet Jugendliche und reduziert Schuldgefühle.

  2. Praktische Strategien für den Alltag

    • Zeitmanagement: Tools wie Timer, Checklisten und visuelle Planer helfen, Aufgaben zu strukturieren.

    • Organisation: Aufgaben werden in überschaubare Schritte zerlegt, um Überforderung zu vermeiden.

    • Motivation: Belohnungs- und Anreizsysteme werden gezielt eingesetzt, um Fokus und Engagement zu fördern.

  3. Emotionale Regulation und Selbstwert
    Jugendliche lernen, ihre starken Affekte zu erkennen, zu verstehen und zu steuern. Dies reduziert impulsive Reaktionen und stärkt die Selbstwahrnehmung. Rose legt besonderen Wert darauf, dass Selbstwert nicht aus Vergleich mit anderen entsteht, sondern durch Anerkennung der eigenen Stärken.

  4. Selbstwirksamkeit und Empowerment
    Das Buch vermittelt, dass ADHS-Herausforderungen gemeistert werden können, wenn Strategien, Unterstützung und Selbstverständnis zusammenkommen. Jugendliche werden ermutigt, Verantwortung zu übernehmen und ihre Stärken bewusst zu nutzen.


Psychoanalytische Perspektive

  • Affekt- und Impulsregulation: Psychoanalytisch betrachtet unterstützt das Bewusstsein über eigene Impulse und Gefühle die Entwicklung einer stabileren Ich-Struktur (Fonagy & Target, 2003).

  • Selbstwertstärkung: Indem Jugendliche ihre Fähigkeiten erkennen und feiern, werden narzisstische Bedürfnisse nach Spiegelung und Anerkennung erfüllt (Kohut, 1977).

  • Struktur und Spiegelung: Eltern, Lehrerinnen oder Therapeutinnen fungieren als Halteumgebung, die Sicherheit und Orientierung bietet.


Fazit

„Your Brain’s Not Broken“ ist ein praxisnahes, positiv orientiertes Buch, das Jugendliche mit ADHS stärkt. Es vermittelt Wissen, konkrete Werkzeuge und Motivation, um Selbstorganisation, emotionale Regulation und Selbstwert zu fördern. Durch Empowerment und Verständnis kann ADHS als besondere neurobiologische Eigenschaft erlebt werden – nicht als Defizit.


Literatur

  • Rose, T. (2021). Your Brain’s Not Broken: Strategies for Navigating Your ADHD. New Harbinger Publications.

  • Fonagy, P., & Target, M. (2003). Psychoanalytic Theories: Perspectives from Developmental Psychopathology. Whurr Publishers.

  • Kohut, H. (1977). The Restoration of the Self. International Universities Press.

  • Barkley, R. A. (2016). ADHD in Adults: What the Science Says. Guilford Press.

Add a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert