„The Seven Principles for Making Marriage Work“ – Beziehungsforschung praktisch umgesetzt

Literatur:
Gottman, J. M., & Silver, N. (1999). The Seven Principles for Making Marriage Work. New York: Crown Publishers.

John Gottman, renommierter Psychologe und Paarforscher, hat über Jahrzehnte Paare beobachtet und untersucht, welche Faktoren langfristig für stabile und glückliche Partnerschaften entscheidend sind. In seinem Buch The Seven Principles for Making Marriage Work fasst er seine Erkenntnisse in sieben klaren Prinzipien zusammen, die empirische Forschung mit praxisnahen Übungen verbinden. Ziel ist es, Paaren Wege aufzuzeigen, ihre Beziehung zu vertiefen, Nähe zu stärken und Konflikte konstruktiv zu lösen.

Ein zentrales Prinzip ist der Aufbau einer liebevollen Grundhaltung. Paare sollen positive Gefühle und Wertschätzung entwickeln, anstatt sich auf Kritik zu konzentrieren. Schon kleine Gesten der Zuneigung oder Anerkennung können die emotionale Verbindung nachhaltig stärken. Ebenso entscheidend ist die Pflege einer tiefen Freundschaft. Gemeinsame Erinnerungen, Vertrauen und emotionale Intimität bilden das Fundament stabiler Partnerschaften.

Gottman betont außerdem, dass Konflikte normal sind und produktive Lösungsstrategien erfordern. Sanfte Kommunikation, aktives Zuhören und Kompromissbereitschaft helfen, Streit konstruktiv zu bearbeiten. Eng damit verbunden ist das Prinzip der respektvollen Kommunikation: Kritik, Verachtung oder Abwehr sollten vermieden werden, während Gefühle und Bedürfnisse klar, aber ohne Angriff auf den Partner geäußert werden.

Ein weiteres wichtiges Element ist das gemeinsame Setzen von Zielen. Paare sollen Werte, Visionen und Lebensziele definieren und die Partnerschaft als gemeinsames Projekt verstehen. Auch rituelle Nähe und Intimität spielen eine große Rolle. Regelmäßige Rituale, gemeinsame Aktivitäten und körperliche Nähe fördern Verbundenheit und müssen bewusst gepflegt werden. Schließlich ist es essenziell, den Partner als Freund und Verbündeten wahrzunehmen. Vertrauen und emotionale Sicherheit bilden die Grundlage jeder Interaktion.

Obwohl Gottman stark empirisch arbeitet, lassen sich seine Prinzipien gut mit psychodynamischen Konzepten verbinden. Übertragung und Gegenübertragung spiegeln sich in der Art und Weise, wie Paare Konflikte erleben, oft in frühkindlichen Beziehungserfahrungen. Bindungsmuster und emotionale Regulierung entsprechen Bowlbys Erkenntnissen, und wiederkehrende Konflikte können alte Familiendynamiken aktivieren. Die Prinzipien bieten konkrete Werkzeuge, um diese Dynamiken sichtbar und handhabbar zu machen.

Für die therapeutische Praxis sind Gottmans Erkenntnisse besonders wertvoll. In der Paartherapie lassen sich seine Übungen direkt in Sitzungen einbauen. Auch zur Prävention können Paare frühzeitig Probleme erkennen und ihre Beziehungskompetenzen stärken. In der psychoanalytischen Arbeit helfen die Prinzipien, Muster von Kritik, Abwehr und Konflikteskalation zu identifizieren und zu regulieren.

Zusammenfassend zeigt The Seven Principles for Making Marriage Work, dass stabile und glückliche Partnerschaften nicht zufällig entstehen, sondern bewusst gepflegt werden müssen. Das Buch bietet Paaren, Therapeut:innen und Coaches leicht verständliche Strategien, um Konflikte zu lösen, Nähe zu schaffen und die Partnerschaft langfristig zu stärken.