Steuerung nach OPD: Ein Einblick in die Psychodynamische Diagnostik und ihre Bedeutung für die Therapie
In der psychodynamischen Diagnostik spielt die Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik (OPD) eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, die inneren Konflikte und psychischen Strukturen von Patienten zu erfassen. Ein wichtiger Aspekt dieser Diagnostik ist die Steuerung, die sich auf die Fähigkeit eines Individuums bezieht, seine inneren Impulse und emotionale Reaktionen zu regulieren und in Einklang mit seinen Zielen und zwischenmenschlichen Beziehungen zu bringen. Die Steuerung nach OPD beschreibt die Fähigkeit zur Affektregulation, zur Impulsdifferenzierung und zur Bewältigung innerer Spannungen, die im therapeutischen Prozess von entscheidender Bedeutung ist.
In diesem Blogartikel werfen wir einen genaueren Blick auf die Bedeutung der Steuerung nach OPD und wie sie die psychische Gesundheit und das Verhalten von Patienten beeinflusst. Wir werden untersuchen, wie die Steuerung im Kontext der OPD bewertet wird, welche Diagnosekategorien in diesem Bereich besonders relevant sind und welche therapeutischen Implikationen sich daraus ergeben.
1. Was versteht man unter Steuerung nach OPD?
Die Steuerung nach OPD ist ein zentraler Bestandteil der Achse III, die sich mit den innerpsychischen Dynamiken eines Individuums befasst. Sie beschreibt, wie ein Individuum seine inneren Konflikte und emotionalen Impulse steuert, um in seinem Leben und in seinen Beziehungen funktionsfähig zu bleiben. In der psychodynamischen Theorie bezieht sich der Begriff „Steuerung“ auf die Fähigkeit, die eigenen Impulse zu kontrollieren und zu regulieren, damit sie nicht zu destruktivem Verhalten oder zu extremen emotionalen Ausbrüchen führen.
Eine gesunde Steuerung ermöglicht es einem Menschen, seine affektiven Reaktionen zu differenzieren, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und angemessen auszudrücken sowie adäquat auf äußere Reize zu reagieren. Sie fördert das Selbstmanagement und hilft dabei, zwischen den eigenen Bedürfnissen und den Anforderungen der sozialen Welt eine gesunde Balance zu finden.
2. Dimensionen der Steuerung nach OPD
Nach der OPD wird die Steuerung in verschiedenen Dimensionen bewertet, die das Ausmaß der Impuls- und Affektregulation eines Patienten widerspiegeln. Diese Dimensionen beinhalten:
• Affektregulation: Hierbei geht es um die Fähigkeit eines Patienten, seine Emotionen zu erkennen und in angemessener Weise zu steuern. Patienten mit einer gestörten Affektregulation können Schwierigkeiten haben, ihre Emotionen zu kontrollieren, was zu plötzlichen emotionalen Ausbrüchen, Wutausbrüchen oder einer Überwältigung durch emotionale Zustände führen kann. Bei stark gestörten affektiven Reaktionen kann es zu einem chaotischen Verhalten kommen, das die sozialen Beziehungen beeinträchtigt.
• Impulsdifferenzierung: Eine weitere Dimension der Steuerung bezieht sich auf die Fähigkeit, impulsive Handlungen zu kontrollieren. Menschen mit einer geringen Impulsdifferenzierung handeln oft spontan und ohne ausreichende Reflexion, was zu impulsiven, riskanten oder unüberlegten Entscheidungen führen kann.
• Konfliktbewältigung: Die Fähigkeit, innerpsychische Konflikte zu erkennen und zu bearbeiten, ist ebenfalls ein Aspekt der Steuerung. Patienten, die in der Lage sind, ihre inneren Spannungen zu erkennen und zu integrieren, können ihre Konflikte auf eine geregelte Weise lösen. Konflikte, die nicht bearbeitet werden, können jedoch zu psychischen Störungen und Verhaltensauffälligkeiten führen.
3. Diagnostische Bedeutung der Steuerung
Die Steuerung ist von grundlegender Bedeutung für das Verständnis der Psychodynamik eines Patienten. Eine gestörte Steuerung kann zu zahlreichen psychischen Störungen führen und ist oft ein zentrales Merkmal von Persönlichkeitsstörungen. Einige der häufigsten Diagnosen, bei denen die Steuerung eine zentrale Rolle spielt, sind:
• Borderline-Persönlichkeitsstörung: Bei Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörung ist die Steuerung der Emotionen und Impulse besonders häufig beeinträchtigt. Diese Patienten erleben häufig extreme Schwankungen in ihrer Stimmung und neigen zu dramatischen emotionalen Ausbrüchen. Ihre Affektregulation ist stark gestört, was zu instabilen zwischenmenschlichen Beziehungen und impulsivem Verhalten führen kann.
• Narzisstische Persönlichkeitsstörung: Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung zeigen oft eine starke Regulation ihrer Impulse nach außen hin, aber innerlich kann ihre Steuerung durch die Notwendigkeit, das eigene Selbstbild zu schützen und zu idealisieren, beeinträchtigt sein. Sie neigen dazu, Konflikte zu vermeiden und ihre Emotionen zu unterdrücken, um die Integrität ihres überhöhten Selbstbildes aufrechtzuerhalten.
• Antisoziale Persönlichkeitsstörung: Bei Menschen mit einer antisozialen Persönlichkeitsstörung ist die Steuerung von Impulsen und aggressiven oder kriminellen Verhaltensweisen stark gestört. Diese Patienten haben Schwierigkeiten, die sozialen und moralischen Normen zu internalisieren, was zu wiederholtem regelwidrigem Verhalten führt.
4. Therapeutische Implikationen der Steuerung
Die Therapie von Patienten mit gestörter Steuerung erfordert gezielte interventionelle Ansätze, die darauf abzielen, die Fähigkeit zur Affektregulation und Impulsdifferenzierung zu verbessern. In der psychodynamischen Therapie werden oft folgende Interventionen eingesetzt:
• Emotionale Differenzierung: Ein Ziel der Therapie ist es, den Patienten zu helfen, ihre emotionale Wahrnehmung zu verfeinern, sodass sie zwischen verschiedenen Gefühlen und deren Ursachen unterscheiden können. Dies trägt dazu bei, eine gesunde Affektregulation zu fördern und die Patienten in die Lage zu versetzen, ihre Gefühle bewusst zu steuern, anstatt impulsiv darauf zu reagieren.
• Reflexion und Verarbeitung innerer Konflikte: Durch die Auseinandersetzung mit unbewussten Konflikten und Wünschen kann der Patient lernen, seine inneren Spannungen zu erkennen und zu integrieren, was zu einer besseren Konfliktbewältigung und einer stabileren Selbstwahrnehmung führt.
• Förderung von Selbstkontrolle: Therapeuten arbeiten mit den Patienten daran, ihre Impulsivität zu reduzieren und eine bessere Selbstkontrolle zu entwickeln. Hierbei können auch Verhaltensstrategien erlernt werden, um impulsives Verhalten zu erkennen und zu unterdrücken.
• Förderung von realistischen Beziehungsmustern: Ein weiteres Ziel der Therapie ist es, den Patienten zu helfen, realistische, differenzierte Beziehungen aufzubauen und die Fähigkeit zu entwickeln, Konflikte und emotionale Spannungen auf eine reife und reflektierte Weise zu lösen.
5. Fazit
Die Steuerung nach OPD ist ein entscheidender Bestandteil der psychodynamischen Diagnostik, da sie den Grad der Affektregulation und der Impulsdifferenzierung eines Patienten erfasst. Sie ermöglicht es, die inneren Konflikte und die psychische Struktur eines Individuums besser zu verstehen und die darauf aufbauende therapeutische Intervention gezielt zu gestalten.
Therapeutische Ansätze, die sich auf die Verbesserung der Steuerung konzentrieren, tragen entscheidend dazu bei, dass Patienten lernen, ihre inneren Spannungen und Konflikte auf eine gesunde Weise zu bearbeiten und in ihren Beziehungen besser zu agieren. Dies fördert nicht nur die emotionale Stabilität, sondern auch die Fähigkeit zur Bewältigung von Herausforderungen im Alltag.
Literaturangabe:
• OPD-2: Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik. Hogrefe, 2016.